Uni Siegen: Wissen besser entwickeln und vermitteln

Siegen (wS/uni) | Der Forschungsverbund MINTUS bündelt an der Uni Siegen das didaktische Fachwissen für die MINT-Fächer als Plattform für Forschende, die in engem Kontakt mit Lehrerinnen und Lehrern und der Öffentlichkeit stehen.
Die Welt der Mathematik mit Formeln und Funktionen ist für viele Schülerinnen und Schüler manchmal ganz weit weg. Wie ist es möglich, mit dem Smartphone ein Foto zu machen und warum kann man diese Geräte so flach bauen? Fragen, für deren Beantwortung man Mathematik braucht. Das Beispiel wäre eine authentische Anwendungssituation, die das mathematische Wissen für Schülerinnen und Schüler wahrnehmbar macht. Wie Wissen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) besser entwickelt und vermittelt werden kann, erforscht die Universität Siegen im neuen Forschungsverbund der MINT-Didaktiken „MINTUS“.

Die Auftaktveranstaltung für den Forschungsverbund MINTUS fand am 2. Juli 2015 mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Oliver Schwarz (Physikdidaktik Uni Siegen) statt. Prof. Schwarz verknüpfte das hochaktuelle Thema der begrenzten Ressourcen mit der Bildungsdebatte. Ausgeschrieben ist ab sofort der neue MINTUS-Schulpreis, der durch die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein gestiftet wird und herausragende MINT-Aktivitäten von Schulen aus der Region prämiert. „Wenn wir auch in Zukunft als innovativer Industriestandort weltweit wettbewerbsfähig bleiben wollen, ist es aus unserer Sicht dringend erforderlich, den Stellenwert der MINT-Bildung in den Schulen, aber auch in unserer Gesellschaft insgesamt, wieder anzuheben. Dazu leistet dieses Projekt und der neue MINTUS-Schulpreis einen wertvollen Beitrag“, sagt Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein.

„MINTUS dient als Plattform für Forschende und kann zu einer Vertiefung des Austausches mit Lehrerinnen und Lehrer sowie der interessierten Öffentlichkeit dienen“, sagt Prof. Dr. Ingo Witzke, Sprecher von MINTUS. Die neue Einrichtung bündelt das didaktische Fachwissen im MINT-Bereich und erforscht spannende Fragen. Wie kann die Entwicklung von Wissen im MINT-Bereich an Schulen und Hochschulen besser begleitet werden? Wie sieht Unterricht aus, der Schülerinnen und Schülern auf ihrem Weg zu mathematisch-naturwissenschaftlicher Bildung unterstützt? Welche Kompetenzen benötigen Lehrerinnen und Lehrer? Und welche Bedürfnisse in diesen Fächern haben Unternehmen im Arbeitsalltag?

Um Fragen wie diese zu beantworten, gibt es MINTUS. „Die Idee ist, die Forschung im Bereich der Didaktik weiter zu vernetzen und fächerverbindend Ergebnisse zu erarbeiten, die wissenschaftlich abgesichert sind. Das ist die Basis für Verbesserungen, also didaktische Grundlagenforschung. Der erste Schritt ist die Diagnose, der zweite ist die Erarbeitung von konkreten Empfehlungen“, sagt Prof. Witzke.

Mintusstart | Foto: Björn Bowinkelmann

Mintusstart | Foto: Björn Bowinkelmann

Kern der Forschung von MINTUS ist das Graduiertenprogramm Sti’MINT, das die Forschungsförderung der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät für drei Jahre bewilligt hat. Es beinhaltet die Förderung von vier MINT-übergreifenden Promotionsprojekten. Diese sind methodisch vielfältig und folgen inhaltlich einer gemeinsamen Forschungslinie: „Rolle, Funktion und Aufgabe von Mathematik in den MINT-Fächern.“ Das Konzept ist, Fächer, beispielsweise Mathematik und Technik, miteinander zu kombinieren. „Es geht darum, MINT ganzheitlich anzugehen und kein Fach isoliert zu betrachten“, erklärt Prof. Witzke. Gerade das Zusammenspiel der Fächer macht es möglich, interessante Anwendungssituationen zu beschreiben, um damit authentischen Wissenserwerb möglich zu machen.
Die Vernetzung der MINT-Didaktiken ist für Prof. Dr. Ullrich Pietsch, Dekan der Fakultät IV und wesentlicher Initiator von MINTUS, ein bedeutendes Anliegen: „Wir fördern das gemeinsame Graduiertenprogramm Sti’MINT, da es mit seinem verbindenden Forschungsthema zur Mathematik in den MINT-Fächern viel Potenzial für hochaktuelle Themen wie der Übergangsproblematik von der Schule in die Hochschule oder fächerverbindendem Unterricht hat. Zudem ist es wichtig, dass wir in den MINT-Fächern, insbesondere in den Didaktiken, mehr wissenschaftlichen Nachwuchs generieren.“

MINTUS soll einen Beitrag dazu, leisten junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern und setzt dabei insbesondere bei der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an. Die MINT-Didaktiken arbeiten zudem eng mit Lehrerinnen und Lehrern zusammen, die bereits im Beruf sind. So können verbesserte Lernumgebungen für Schulen und Hochschulen geschaffen werden. Bereits heute können Schulen die Schülerlabore der Universität Siegen kennenlernen und die Synergieeffekte von MINT nutzen. Mit Schulen, wie z.B. dem Gymnasium Kreuztal, bestehen bereits Kooperationen. Dort zeigten Masterstudierende der Universität Siegen am 18. und 19. Juni exemplarisch fachübergreifenden MINT-Unterricht, der in Begleitung durch Experten aus Schule und Hochschule entwickelt worden ist.

Ein wichtiger Aspekt für einen gelungenen Aufbau von MINT-Wissen ist, dass Absolventinnen und Absolventen steigende Herausforderungen der technisierten Arbeitswelt bestehen. „In einem Teilprojekt von MINTUS möchten wir herausfinden, wie Mathematik konkret in technikorientierten Unternehmen aus der Region Anwendung findet. Eine beliebte Frage von Studierenden ist: ‚Wofür brauche ich das?‘ Wenn wir mehr authentische  Anwendungssituationen didaktisch aufbereiten und in Schule und Hochschule bringen könnten, würde dies sicherlich einen positiven Effekt auf den Erwerb des jeweils notwendigen Professionswissens haben“, erklärt Witzke. Diese Anwendungssituationen können in der Lehre für Schülerinnen und Schüler, für Studierende, aber auch für Lehrerinnen und Lehrer wertvoll sein. Prof. Witzke: „Nur durch eine Stärkung der Bildung im MINT-Bereich an Universitäten und Schulen kann es uns gelingen, drängende Zukunftsprobleme anzugehen.“

 

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