(wS/jk/1455) Siegen – „Neuanfang“, „Konsolidierung“ und „duales System“ waren die Schlagworte bei einer Pressekonferenz von Sportfreunde Siegen am Dienstagnachmittag. Der Verein hat sich nach der Ära von Mäzen Manfred Utsch für die Zukunft neu aufgestellt und präsentierte nun seine Pläne in der Stadiongaststätte „Anpfiff“. Eine neue Finanzierungsstruktur und ein neues sportliches Konzept sind dabei die Eckpfeiler der Neuausrichtung (wir berichteten). „Wir haben Riesenfortschritte gemacht“, betonte Ulrich Steiner, der Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH.
Durch eine Reduktion der Kosten ist es dem Sportfreunde-Vorstand gelungen, die Finanzlücke für die kommende Saison zu verringern. Rund 700.000 Euro Ersparnis soll der Weg, den man nun gehen möchte einbringen. Sportlich setzt man auf ein „duales System“, welches den Sport und Beruf für die Spieler kombiniert. Das bedeutet: Der Abschied vom Vollprofitum in der Regionalliga-Mannschaft und den Fußballern die Möglichkeiten bieten, ihre „Brötchen“ durch eine Arbeits- und Ausbildungsstelle zu verdienen.
Chance für die Spieler
„Das ist auch eine Chance für die Spieler“, unterstrich Julia Naskrent, die die Sportfreunde Siegen im Bereich Marketing/Sponsoring ehrenamtlich unterstützt. „Wir revolutionieren den Fußball nicht neu“, fügte Matthias Hagner, Cheftrainer und Sportlicher Leiter der Siegener, an. Zwar wolle man das sportliche Niveau halten, sich jedoch innerhalb des gesteckten finanziellen Rahmens bewegen. Dieser ist kleiner geworden: 1,05 Millionen Euro (aktuell: 1,6 Millionen) sind für den Etat der Spielbetriebs-GmbH, also dem Regionalliga-Team, eingeplant.
Weitere rund 300.000 Euro (aktuell: 400.000 Euro) kostet der eingetragene Verein, also die U23, die Jugendteams sowie die Frauen-Mannschaft. Hagner will damit auch einen Unterbau schaffen, ist sich aber der Schwere der Aufgabe bewusst. „Wir glauben, dass das funktionieren kann. Aber es wird auch Rückschläge geben“, sagte er. „Für den Verein und die Spieler ist dieser Weg aber eine große Chance“, so der Ex-Profifußballer weiter. Das „duale System“ wird beim aktuellen Kader positiv aufgenommen.
Kosten reduziert
Das machte die Mannschaft, die in der vierten Spielklasse derzeit erfolgreich auf dem dritten Tabellenplatz steht und Woche für Woche gute Leistungen abruft, in einem Brief an den „Runden Tisch“ aus Wirtschafts- und Politikvertretern deutlich. Außerdem gab es in der jüngsten Vergangenheit ein Gespräch im Kreishaus, bei dem die Fußballer ebenfalls signalisierten, mit dem neuen sportlichen Konzept arbeiten zu wollen. Viele Gespräche sind schon geführt worden – auch mit möglichen Neuzugängen – und intern gebe es bezüglich der Zukunft keine Unruhe.
Für jeden Spieler hat man ein Profil erstellt, um ihn auf Wunsch in Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisse vermitteln zu können. Von potenziellen Arbeitgebern aus der regionalen Wirtschaft stehen bereits Angebote im Raum, so dass – sollte es zum Vertragsabschluss mit den betreffenden Spielern kommen – „diese konkretisiert werden könnten“, erläuterte Team-Manager Daniel Schäfer. „Leistungsorientierung und Teamfähigkeit“ seien „Jobskills“, die die Kicker schon im Sport leben und die Firmen in ihrem „Portfolio der Arbeitskräfte“ begrüßen. Erste Kontakte wurden geknüpft.
„Voll im Zeitplan“
„Wir sind voll im Zeitplan“, so Matthias Hagner. Denn der Spielermarkt sei groß und die jüngsten Vertragsverlängerungen mit Serkan Dalman und Haluk Arslan seien erste Impluse, von denen noch weitere in absehbarer Zeit folgen sollen. Ein Zwang, dass die Spieler neben dem Sport auch einer Berufstätigkeit nachgehen, bestehe aber nicht, betonten die Vereinsverantwortlichen. Doch je mehr Spieler man in das „duale System“ integrieren könne, umso besser lasse sich das erarbeitete Finanzierungskonzept umsetzen.
Primär heißt es also, den Spieler die Wege aufzuzeigen, wie sie künftig zweigleisig – beruflich und sportlich – fahren können. Beispiele gibt es. Individuelle „Paketlösungen“ sollen für die Spieler, sowohl jene, die man gerne im Verein halten möchte, als auch jene, die man als Neuzugang gewinnen möchte, geschnürt werden. Dabei will man aber stets flexibel bleiben und sich Optionen offen halten. Fußballern in Siegen, die das „duale System“ der Sportfreunde annehmen, winkt ein Zwei- oder Dreijahres-Vertrag – die langfristige Zusammenarbeit ergebe eine „Win-Win-Win“-Situation.
75 Firmen auf Trikotbrust
Finanziell soll der Verein künftig auf einer breiten Basis stehen. Dies sei der „einzig gangbare Weg“. „Denn wir sind keine Träumer“, so Ulrich Steiner. „Würde ein Großsponsor den Rückzug von Manfred Utsch kompensieren, wäre das Problem nur kurzfristig gelöst“, sagte er. Der „Runde Tisch“ habe das Vorhaben ein „Stück weiter gebracht“. Inzwischen wurden verschiedene Sponsoren-Pakete geschnürt. Unter dem „Claim“ haben sich inzwischen mehr als 25 neue Trikotsponsoren gefunden, die über 75.000 Euro in die Sportfreunde-Kasse spülen.
Angestrebt sind insgesamt mindestens 75 Firmen, die mit einem finanziellen Engagement von 3.000 Euro mit ihrem Namen die Trikotbrust der Regionalliga-Mannschaft zieren und im Gesamtbild den Schriftzug „SIEGEN“ zusammensetzen. Das Einnahme-Modell der Sportfreunde Siegen wird künftig auf fünf Säulen stehen. Einen Bonus könnte das Erreichen der DFB-Pokal-Hauptrunde einbringen. „Wir sind auf einem guten Weg“, so Steiner. Aktuell gilt es noch 400.000 Euro für die nächste Spielzeit zu generieren.
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