Nach dem Unterricht ist Hündin Suse total k.o.

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Mit den Fragekärtchen in ihrem kleinen Rucksack bewegt sich Schulhund Suse auf Zuruf von Kind zu Kind und wird so aktiv in den Unterricht integriert. Und auch die Fragen beziehen sich auf das Tier, dessen Aussehen und Handlung so ganz genau studiert werden können.Fotos:Gemeinde Neunkirchen.

(wS/neu) Neunkirchen – Suse ist acht Jahre alt, hat schwarzes Haar und dunkle Augen. Sie stammt aus Italien und besucht derzeit die vierte Klasse der Grundschule Struthütten. Der Wechsel zu einer weiterführenden Schule ist für sie jedoch nicht geplant. Wer nun denkt, das könnte daran liegen, dass Suse ohnehin nur einmal in der Woche, nämlich freitags, zur Schule geht, dem fehlt eine wichtige Information: Suse ist nämlich keine normale Schülerin, sondern eine Hundedame. Und sie ist der Schulhund der Grundschule Struthütten.

Gemeinsam mit Frauchen jeden Freitag zur Schule

Ihr Frauchen ist  Annett Reichenau, die Klassenlehrerin der vierten Klasse. Gemeinsam mit ihr kommt Suse jeden Freitag zur Schule, inzwischen seit mehr als drei Jahren. Der Labrador-Mix wird dort aktiv in den Unterricht einbezogen. „Die Möglichkeiten, Unterrichtsinhalte über den Hund an die Kinder zu bringen sind vielfältig“, erklärt Annett Reichenau. Von englischen Vokabeln – hier können die Schüler ganz konkret „tierische“ Begriffe lernen – bis zur Personenbeschreibung, die mit Suse zur Hundebeschreibung wird: Es gibt kaum ein Thema, in das der Hund nicht einbezogen werden könnte. Und wenn Mathe auf dem Stundenplan steht, dann hat Suse mit ihrem Körbchen einen Rückzugsort, an dem sie dösen oder die Kinder beobachten kann.

Weit mehr als der Stoff des Lehrplans

Aber mit einem Hund lässt sich weit mehr vermitteln als der Stoff des Lehrplans. Hundegestützte Pädagogik nennt man das. Suse und Annett Reichenau haben dafür eine gemeinsame Ausbildung zum Therapiehundteam bei der Organisation SocialDogs absolviert.

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Nach dem Unterricht gibt’s für die beliebte Schulhündin jede Menge Streicheleinheiten von Junia und Lauri-Ann. Und während der Lesezeit wird ihr auch schon mal eine Geschichte vorgelesen.

Die Beziehung Mensch – Hund führt bei den Schülerinnen und Schülern zu allererst zu mehr Respekt dem Tier gegenüber. Darüber hinaus steigen durch die Anwesenheit eines Hundes Konzentration und Rücksichtnahme der Kinder untereinander. Ängstliche Kinder fassen Vertrauen und werden gelassener, zurückhaltende können durch die Zuwendung zum Hund mehr Selbstvertrauen erlangen.

Suse beschützt „ihr“ Rudel

Hunde fühlen sich in einer ruhigen Atmosphäre am wohlsten. Und dies spiegeln sie auch wider. Wird es im Klassenraum zu laut, entstehen Hektik oder Stress, dann bekommen die Kinder eine direkte Rückmeldung: Das Tier zieht sich zurück oder beginnt zu bellen. Mit Bellen reagiert Suse auch dann, wenn eine fremde Person unvermittelt den Klassenraum betritt, sie beschützt ihr Rudel und somit den Klassenverband – eine schöne Erfahrung für die Kinder.

Doch nicht jeder Hund kann einfach als Klassenhund eingesetzt werden. Der Labrador-Mix musste eine Begleithunde-Ausbildung absolvieren und hat den so genannten Hundeführerschein erworben. Erfahrungen konnte Suse auch bei der Teilnahme am Hundebesuchsdienst in Neunkirchen sammeln, bei dem Hunde mit ihren Haltern das Seniorendorf Stegelchen besuchen und die Bewohner – häufig nur durch ihre Anwesenheit und die Möglichkeit sie zu streicheln – erfreuen.

Suse brauchte Genehmigung vom Schulamt und den Eltern

Doch bevor Suse ihren ersten Schultag absolvieren durfte gab es auch noch eine Reihe verschiedener Formalitäten zu beachten:  „Suse brauchte nicht nur eine Genehmigung vom Schulamt, das Einverständnis der Eltern war natürlich auch nötig“, so Annett Reichenau. Außerdem wurde eine Schulkonferenz einberufen: „Die Idee musste selbstverständlich von der Schulleitung und dem Kollegium mitgetragen werden“, erklärt Reichenau, „aber da einige der Lehrerinnen an unserer Schule selbst Hundehalter sind, gestaltete sich dieser Punkt als eher unproblematisch“.

Und was im Falle einer Allergie – sei es bei einem Schüler oder einem Lehrer – zu beachten ist, musste auch abgeklärt werden, zumal in der Klasse von Frau Reichenau ein konkreter Fall von Hundeallergie bekannt war. Doch die Eltern der betroffenen Schülerin wollten gern die Chance nutzen, ihre Tochter an dem Schulhund-Projekt teilnehmen zu lassen. Von beiden Seiten werden nun entsprechende Vorkehrungen getroffen: Suse wird wöchentlich mit einem bestimmten Anti-Allergie-Mittel behandelt. Und das Mädchen, das allergisch auf den Speichel des Tieres reagieren kann, bekommt die Gelegenheit, sich nach dem Kontakt mit Suse zu waschen.

Hündin genießt offensichtlich den Schulalltag

Suse selbst scheint ihren Schultag zu genießen. Das liegt sicher an den Leckerchen, die sie für ihre Mitarbeit bekommt, das liegt zweifellos aber vor allem an den Streicheleinheiten, die ihr die Kinder zukommen lassen. Souverän bewegt sie sich auf Zuruf durch den Raum, ist zutraulich und wirkt völlig entspannt. In die Klasse hat sie sich vollkommen integriert und so geschieht das Lernen auf eine geradezu spielerische Art. Besucher der Klasse 4 werden gründlich erschnüffelt und können auch mit Suses Zunge Bekanntschaft machen – schließlich muss sie wissen, mit wem sie es zu tun hat.

Nach dem Unterricht regelrecht k.o.

Natürlich hört Suse aufs Wort. Sie agiert höchst aufmerksam und allein ihre Anwesenheit scheint auch die Aufmerksamkeit der Kinder zu erhöhen. Dennoch: Nach einem anstrengenden Schultag geht es ihr wie den Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse auch: „Der Freitag fordert dem Tier eine hohe Konzentration ab, nach dem Unterricht ist Suse regelrecht k.o. und freut sich aufs Wochenende“.

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