Studierende der Uni Siegen stellen Ergebnisse ihrer Seminararbeit vor: „Muslimisches Leben in Deutschland – besondere Herausforderungen für die soziale Arbeit“
(wS/uni) Siegen – Alles fremd? Alles kritisch? Nur Probleme? Studierende der Universität Siegen haben sich unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Wolf mit einigen Antworten der Sozialen Arbeit auf das muslimische Leben in Familien auseinandergesetzt. Viele Facetten wurden aufgezeigt, die Ergebnisse drehen sich um die Forderung nach einem stärkeren Dialog zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. „Es ist ein Gewinn für die Gesellschaft, wenn wir lernen besser mit der Pluralität umzugehen. Ein offener Umgang mit kultureller Diversität ist die Zukunft, nicht die Kulturalisierung aller Probleme“, fasst Prof. Wolf zusammen.
Das Bild muslimischer Familien und Kindern in den deutschen Medien werde häufig negativ und problembehaftet gezeichnet, Ängste geschürt. Doch die Studierenden machen deutlich: „Angst ist ein schlechter Berater. Wir sitzen alle in einem Boot.“ Es müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, offener und konstruktiver miteinander zu kommunizieren. Dies sei auch ein Lösungsansatz, um bei Inobhutnahmen von muslimischen Kindern durch das Jugendamt für mehr Verständnis zu sorgen und einen konstruktiveren Verlauf zu ermöglichen. „ Ich rege für die Region an, dass eine türkisch-muslimische Studentin die Jugendamts-Mitarbeiter als Praktikantin begleitet, wenn Kinder aus den Familien herausgenommen werden und aus einem anderen kulturellen und sprachlichen Hintergrund heraus um mehr Verständnis werben kann“, erklärt Prof. Wolf. Das Misstrauen gegenüber Behörden sei groß. „Sozialarbeiter haben die große Aufgabe aufzuklären, was das Jugendamt auch positives für Familien leisten kann“, so der Experte der Uni Siegen. Prof. Wolf weist zudem darauf hin, dass „wir mehr Pflegefamilien mit migrationsspezifischen Profilen brauchen. Für die Entwicklung der Kinder ist es oft wichtig, dass die kulturelle, religiöse und soziale Welt in der neuen Umgebung ähnlich ist“.
Ein sehr differenziertes Bild von Pflegekindern, familiären Hintergründen und der Arbeit von Jugendämtern zeichnet auch Prof. Dr. Hasan Alacacioglu von der Istanbul Üniversitesi. Er ist Kooperationspartner der Forschungsgruppe Pflegekinder und berichtet über einige Eindrücke aus seinem aktuellen Forschungsprojekt: „Nicht alle Jugendämter akzeptieren Pflegemütter mit Kopftuch, doch es gibt auch viele positive Beispiele.“ Im Grundgesetz ist verankert, dass Eltern über die Religion ihres Kindes bestimmen. Deswegen sei es unabdingbar, auch muslimische Pflegefamilien für Kinder mit muslimischem Hintergrund zu gewinnen.
Derzeit liegt noch keine Studie darüber vor, warum der Anteil der Pflegefamilien mit Migrationshintergrund so gering ist und warum es nur wenige Pflegekinder mit Migrationshintergrund gibt. Studierende der Uni Siegen haben insbesondere den Mangel an Informationen sowie Angst und Ungewissheit gegenüber Jugendämtern als Gründe ausgemacht. Sie schlagen Brückenbauer zwischen Familien und Behörden vor. Prof. Wolf ist überzeugt, dass „wir zudem diejenigen in Schach halten müssen, die die Diskussion mit Ressentiments belasten. Wir müssen noch mehr jungen Menschen mit Migrationshintergrund Zugänge zum Studium der Sozialen Arbeit eröffnen und Barrieren abbauen beim Übergang in die Praxis. Denn wir brauchen die spezifischen Kompetenzen jeder einzelnen Fachkraft.“
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